Frühling 2020 - Wir Lohrer dürfen noch in den Spessartwald
(Stein)Pilzjahr 2019
Keine Blässhühner mehr am Main
Das Foto wurde 1980 am Main bei Rodenbach aufgenommen.
Lohr. Noch vor nicht allzulanger Zeit waren die schwarzen Gesellen mit „weissem Gesicht“ ein gewohnter Anblick auf dem Main und seinen Ufern. Das Blässhuhn, neudeutsch auch Blesshuhn genannt, ist weit über Mitteleuropa hinaus eigentlich ein häufiger Wasservogel aus der Familie der Rallen. Es ist Allesfresser und brütet in einem Nest, das im Schilfgürtel im Uferbereich errichtet wird.
Aber jedenfalls hier am Lohrer Main und darüber hinaus ist das Blässhuhn verschwunden. Da dieses „Verschwinden“ offensichtlich niemand wahrgenommen hat, kann man nicht konkret feststellen, seit wann das so ist.
Dem Verfasser dieser Zeilen ist dies auch erst vor wenigen Jahren aufgefallen. Als Angelfischer auch am Main ist ihm bekannt, dass Waller (Welse), die im Main durch den Rhein-Main-Donaukanal von der Donau in den Main eingewandert sind und sich stark vermehren, auch Wasservögel und vor allem deren Küken erbeuten. Es gibt eigene Beobachtungen.
Dahingehend wurden der Landesbund für Vogelschutz in Hilpoltstein, das Landesamt für Umwelt, Aussenstelle Wielenbach (zuständig für Gewässer) und das Senckenberginstitut Gelnhausen befragt, ob es dahingehend überörtliche Erkenntnisse gibt. Es gibt keine, man habe sich damit nicht beschäftigt.
Es gibt auch vereinzelt die Auffassung, der Wellenschlag der Mainschiffe würde die Gelege der Blässhühner im Schilf zerstören. Das mag vereinzelt zugetroffen haben, kann aber nicht der Grund für das totale „Verschwinden“ sein. Schon vor Jahrzehnten gab es diese Beeinträchtigung und die Blässhühner waren in grosser Anzahl zu sehen.
Konkret äusserte sich Ingo Steigerwald aus Partenstein, Hegeringleiter der Jäger im Altkreis Lohr und auch Angelfischer. Freilich hätten die Waller einen erheblichen Anteil am Verschwinden der Blässhühner, aber auch die stark zunehmenden Nilgänse seien sehr aggressiv und verdrängten andere Wasservögel, sogar Schwäne. Auch die Waschbären, die inzwischen überall zugange sind und sich weiterhin stark vermehren, bedienen sich gerne an Vogelgelegen aller Art.
Wenn man offenen Auges am Main entlang geht und sich erinnert, wie das noch vor einigen Jahren war, erkennt man, dass auch die Stockenten, ein anspruchloser Wasserbewohner, stark abgenommen haben. Das kann man auch sehen, wenn im Winter an der Lohrer Mainlände Enten und Schwäne gefüttert werden. Der Schwund“ ist sehr deutlich. Allerdings beobachtet der Verfasser dieses Berichtes, 2. Vorsitzender der Hegefischereigenossenschaft der Lohr, dass Stockenten seit einigen Jahren vermehrt die Spessartbäche aufsuchen und dort auch an den Ufern brüten. Sie haben vielleicht erkannt, dass die Waller am Main ihre Küken vertilgen.
Im Donautelta ist noch heute, natürlich illegal und strafbar, ein lebendes Blässhuhnküken der beliebteste und erfolgreichste „Köder“ bei den Walleranglern.
Spessartbäche reich an Mühlkoppen
Die Mühlkoppe, in Südbayern Groppe genannt, ist ein kleiner nachtaktiver Grundfisch, der hohe Ansprüche an die Wasserqualität stellt. Er benötigt niedrige Wassertemperaturen, eine hohe Sauerstoffkonzentration und findet sich hauptsächlich auf steinigem Grund. Die Nahrung besteht aus kleinen Bodentieren wie Insektenlarven und Bachflohkrebsen. Die Laichzeit fällt in das zeitige Frühjahr, das Männchen bewacht das "Nest", bis die Jungfische nach vier bis sechs Wochen schlüpfen.
Durch Gewässerverbauung und -verschmutzung ist die Mühlkoppe europaweit bedroht und vielerorts ausgestorben. Sie ist deshalb nach dem Bundesnaturschutzrecht streng geschützt (Anhang II der FFH-Richtlinie). In den weitgehend sauberen naturnahen Spessartbächen fühlt sich die Mühlkoppe wohl, der Bestand ist sehr gut. Das Foto zeigt eine Mühlkoppe aus der unteren Lohr in durchschnittlicher Größe.
Riesenwucherung an Buche
Gelegentlich sieht man vorwiegend an Buchen riesige kugelförmige Wucherungen, die als "Buchenkrebs"
bezeichnet werden. Hervorgerufen wird dies durch einen Schlauchpilz mit Namen Nectria ditissima, der
durch Sporen an Rindenöffnungen eintritt und dort sein Zerstörungswerk beginnt. Der Baum versucht, sich
Jahr für Jahr durch Rindenüberwucherungen zu schützen, die schließlich eine stattliche Größe erreichen
können. Das Foto entstand in der Staatsforstabteilung "Geier" im Aubachtal. Eine ähnliche "Pilzerkrankung"
ist bei Obstbäumen bekannt.
Wiederbewaldung durch Einstellung der Landwirtschaft im Spessart
Frammersbach. Im Zuge des "Wirtschaftswunders" in der Nachkriegszeit gab es auch bald wesentliche
bessere Einkaufsmöglickeiten für Grundnahrungsmittel. Dies führte besonders im mittleren und östlichen
Spessart ab den 1960er Jahren zu einem Niedergang der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Reiche Ernten
gab es auf den kargen Böden und kleinen Parzellen sowieso nicht. Langsam aber stetig kehrte der Wald
durch Anflug von Samen zurück. Besonders deutlich wird das am Frammersbacher Sauerberg. Das Schwazweißfoto
aus den 1950er Jahren zeigt die intensive landwirtschaftliche Nutzung, das Farbfoto den aktuellen Zustand.
Dort sieht man in der Bildmitte den Skihang, der neben einigen anderen Flächen, auf denen Pflegemaßnahmen
stattfinden, nicht bewaldet ist. Weit überwiegend dominieren Laubbäume. Mit den kommenden Jahrzehnten wird
sich die Buche mehr und mehr durchsetzen, falls keine Bewirtschaftung erfolgt.
Schwarzweißrepro: Hermann Amrhein, Farbfoto: Karl Scherer
Herbstimpressionen im Spessart
Wildnis am Lohrer Beilstein entlang der Bahnlinie
Neue Ansichten aus den Tiefen des Spessart
Heilpflanzen "Plantage" im Spessart
Wenn etwas so massiert auftaucht, dann wundert man sich plötzlich: "Tabak im Spessart - das kann doch nicht sein!".
Das Botanische Institut der Uni Würzburg den Fall (siehe nachstehenden Mailwechsel) aufgeklärt: Nicht Tabak, sondern die Heilpflanz
Beinwell - Symphytum officinale hat sich
hier breit gemacht hat. Auf zum Ernten!
Sehr geehrte Damen und Herren,
das beigefügte Foto zeigt einen massiven Pflanzenbewuchs am Hang genau unterhalb des "Schönungsteiches" der Kläranlage Habichsthal, Ortsteil
des Marktes Frammersbach im bayer. Spessart. Der Teich war lange Zeit undicht, jetzt ist er seit 2012 dicht. Das Foto habe ich am 7. Mai
aufgenommen.Bisher konnte niemand diese großen Pflanzen bestimmen. Sicher können Sie das. Vielen Dank für Ihre Mühe.
Sehr geehrter Herr [...],
von diesem Bild her ist es sehr schwierig eine eindeutige Bestimmung durchzuführen.
Aufgrund des Standorts und der Vorgeschichte mit dem Teich würde ich auf Symphytum officinale, dem Beinwell tippen.
Diese Art ist ein Nässe- und auch ein Stickstoffzeiger. Wenn es sich um diese Art handelt müssten jetzt in den nächsten Tagen rötlich-violette (gelegentlich auch gelbe) hängende Blüten auftauchen. in Würzburg blüht die Art bereits.
Aber wie gesagt, es kämen anhand des Bildes auch ein paar andere Arten noch in Frage.
Sie können mir ja ein Bild von den Blüten schicken, dann sollte es eindeutiger sein.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Dr. [...],
heute konnte ich bei Sonnenschein die beigefügten Fotos machen. Die Pflanzen sind nun in der Blüte regelrecht auf etwa 1 m hochgeschossen.
Sicher können Sie die Art nun endgültig bestimmen. Vielen Dank
Sehr geehrter Herr [...],
wie ich vorher schon geschätzt habe handelt es sich um den Beinwell, Symphytum officinale.
Schöne Grüße,
Karl zeigt uns die Schönheiten des Spessart
copyright 2009 - 2020 Richard Winter
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